Ich habe geschwollene Beine - habe ich ein Lymphödem? Was ist zu tun?
Nicht bei jedem geschwollenen Bein handelt es sich um ein Lymphödem. Jedoch sollte ein Lymphödem immer professionell behandelt werden.
Sind die Beine oder Füsse nur kurzzeitig angeschwollen, vielleicht auf Grund von Hitze oder längerer Belastung kann eine geringfügige Schwäche des Lymphsystems bestehen. Sind sie aber ständig geschwollen und bleibt nach einem ca 3 Sekunden langen Druck mit dem Finger eine Delle in der Haut, könnte es sich um ein Lymphödem handeln. Um eine weitere Progression des Ödems zu verhindern, sollte die Situation mit dem Arzt besprochen werden.
Ursache
Ein (primäres) Lymphödem entsteht durch eine Erkrankung des Lymphsystems. Dies ist die häufigste Form. Durch Veränderungen der Lymphbahnen und/oder -knoten ist das System nicht mehr in der Lage die anfallende Lymphe (Flüssigkeit aus Eiweiss, Wasser, Zellen, Fett) im Körper abzutransportieren und staut sich im Gewebe zurück. Somit entsteht ein eiweissreiches Ödem.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass sich durch eine Verletzung oder Operation ein (sekundäres) Lymphödem bilden kann, weil die Lymphbahnen verletzt wurden, Lymphknoten entfernt werden mussten oder das intakte Lymphsystem die anfallende Last mit Blut und «Abfallprodukten» nicht bewältigen kann. Ein bekanntes Ödem dieser Art ist das Armödem nach einer Brustkrebsoperation.
Prinzipiell lässt sich das Lymphödem in 4 Stadien einteilen.
Stadium 0: Latenz Stadium
Ein unterschwelliges Ödem, bei dem noch keine Symptome auftreten.
Stadium 1: Reversibles Stadium
Ein eiweissreiches Ödem, welches weich ist, sich nur leichte Dellen eindrücken lassen und das Stemmerzeichen oft positiv ist. Hochlagerung hilft gut, um die Schwellung zu reduzieren.
Stadium 2: Spontan irreversibles Stadium
In diesem Stadium finden fibrosklerotische Veränderungen (Bildung von überschüssigem Gewebe) statt. Es lassen sich keine Dellen mehr drücken und hochlagern führt nicht mehr zur Abnahme der Schwellung.
Stadium 3: Elephantiasis
Die Schwellung ist extrem, es kommt zu verhärteter Haut, Warzenbildungen sind möglich und es können sich Wülste bilden.
Hier besteht grosse Gefahr für Wundrosen (Erysipel) und tiefe Wundenbildung mit schlechter Wundheilung.
Pathomechanismus
Bei einem Lymphödem ist die Ernährung des Gewebes, hauptsächlich der Haut im betroffenen Gebiet herabgesetzt. Durch die Lympheinlagerung ist der Weg zwischen Blutgefäss und Zelle der Haut erweitert. Somit können Nährstoffe erschwerter zu den Zellen gelangen. Das führt unter anderem dazu, dass Verletzungen der Haut schlechter heilen können und somit die Gefahr einer Entzündung des Gewebes (Erysipel) besteht.
Therapie
Falls Sie ein Lymphödem vermuten, suchen Sie ihren Arzt auf und schildern Sie ihm Ihre Vermutung. Leider hilft bei einem Lymphödem die Einnahme von Entwässerungstabletten nicht, im Gegenteil, diese verschlimmern die Situation im Gewebe zusätzlich.
Wird ein Lymphödem diagnostiziert, sollte eine Physiotherapieverordnung zur komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) ausgestellt werden. Dies beinhaltet die
- manuelle Lymphdrainage
- Kompressionstherapie
- Bewegungsübungen
- Instruktion für die korrekte Hautpflege
Die Therapie startet mit einer Intensivphase bestehend aus manueller Lymphdrainage und Kompressionstherapie mittels Einbandagieren des Beines oder des Armes. Am Ende der Intensivphase wird ein Kompressionsstrumpf professionell angepasst. Mit einem Rezept für Kompressionsstrümpfe des Arztes übernimmt die Krankenkasse im Normalfall die Kosten für 2 Paar Strümpfe pro Jahr. Vor jeder neuen Strumpfanpassung sollte wieder eine Intensivphase durchgeführt werden, um den grösstmöglichen Nutzen zu erzielen.
An die Intensivphase schliesst sich die Erhaltungsphase an. Sie dient dazu, die Aktivität des Lymphsystems weiter voranzutreiben. Die Bandagierung entfällt hier, weil der Kompressionstrumpf getragen wird.
Nutzen der Therapie
Dauernde Kompression von aussen ist die einzige Lösung den Gewebsernährungsweg (wie oben erwähnt) zu verkürzen, das ödematöse Gewebe weich und durchlässig zu halten und die Progression in ein schlechteres Stadium zu verhindern. Es ist daher ausgesprochen wichtig und für den Verlauf entscheidend, dass der korrekt sitzende Strumpf konsequent getragen wird. So auch in den heissen Monaten, da dann die Extremitäten am ehesten anschwellen.
Durch die Kombination von Kompression und manueller Lymphdrainage werden Fibrosierungen (Verhärtungen des ödematösen Gewebes) vorgebeugt, das Lymphsystem angeregt und in seiner Effizienz gefördert. Erstaunlicherweise ist das Lymphsystem auch in der Lage bei andauernder externer Einwirkung neue umleitende Lymphbahnen (sogenannte Anastamosen) zu bilden. Somit wird das oberste Ziel der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) verfolgt und die Gewebsgesundheit gewährleistet.
Haben Sie weitere Fragen zu diesem Thema oder brauchen Sie Unterstützung in dieser Sache dann kontaktieren Sie uns. Wir helfen Ihnen gerne weiter.